Ich bin mitten in meiner Chemotherapie – aber glücklich. Denn ich bin über beide Ohren verknallt und überzeugt, ich habe meinen Mann fürs Leben. Dann klingelt das Telefon, und sein bester Freund sagt mir, dass der Mann, den ich heiraten wollte, einen tödlichen Unfall hatte.

Herberts Tod wirft mich völlig aus der Bahn. Der BASE-Sport, den ich durch ihn als grosse Leidenschaft und gewollte Herausforderung kennengelernt habe, wird mit seinem Tod zur risikoreichen Spinnerei, der Ort seiner Ausübung zur Todesfalle, sein bester Freund und BASE-Coach Andreas zum Mann, der das Unglück nicht verhindert hat.

Wie kann er sein Leben verspielen, während ich um meins kämpfe?

Ich war nie ein Mensch, der seine Emotionen einfach teilen konnte oder gar an die Öffentlichkeit getragen hätte. Doch was jetzt passiert, übersteigt mein Fassungsvermögen – ich muss darüber reden. Und weil ich gleichzeitig Angst habe, die Erinnerung an Herbert und an uns zu verlieren, beginne ich, alles zu dokumentieren, was mit ihm zu tun hat.

Wie in einem Trance-Zustand bringe ich die Beerdigung, Wohnungsräumung und Nachlassverwaltung hinter mich. Ich versuche, seinen trauernden Eltern in Deutschland ein Halt zu sein. Und merke, dass ich ihnen nicht wirklich erklären kann, was passiert ist. Ich bin gefangen in meiner eigenen Wut. Wut auf ihn, Wut auf den Sport und manchmal sogar in der Wut auf den Ort. Diese Realisation weckt den tiefen Wunsch, nach Lauterbrunnen zurückzukehren, um mit den Leuten zu sprechen, die ihm in den letzten Stunden beigestanden sind. Ich will vor Ort mehr über die BASE-Szene lernen und die Leidenschaft Herberts für den Sport neu entdecken. Erst dann werde ich meine Wut überwinden, erst dann kann ich Abschied nehmen.

Der Film ist aber weit mehr als eine persönliche Form der Schmerzbewältigung. FREIFALL – EINE LIEBESGESCHICHTE handelt von den grossen Herausforderungen des Lebens, mit denen wir uns alle konfrontiert sehen, und dem Versuch, die eigenen Ängste zu überwinden. So folge ich in Lauterbrunnen, dem Death Valley of Switzerland, nicht den Spuren des Todes, sondern will das Leben neu entdecken und neuen Lebensmut finden.

– Mirjam von Arx